Tibet – Pilgerwege und Götterberge | 09.03.2024, 20.00 Uhr

präsentiert von: Steiger – Dach und Fassade

Berge üben seit jeher auf den Menschen eine besondere Anziehungskraft aus. Berge wachsen und zerfallen, sie atmen und pulsieren wie ein lebender Organismus. An ihnen sammeln sich Wolken, entsteht das Wetter. Von dort kommen die Flüsse und damit das lebensspendende Wasser. Sie füllen ihre Umgebung mit tätigem Leben und bieten zahllosen Lebewesen Nahrung und Schutz. Darin besteht die Größe eines Berges.

Berge haben den Menschen die ersten religiösen Gefühle eingeflößt. Auf ihren Gipfeln, die mehr dem Himmel als der Erde zugehörig scheinen, vermuteten sie die Wohnsitze ihrer Götter. Auf allen Erdteilen, in allen Kulturen gibt es Berge, denen besondere Verehrung zuteil wird, heilige Berge eben, doch nirgendwo gibt es so viele wie in Tibet.

Der Berg ist immer nur ein Teil dieser sakralen Landschaft, denn zum Berg gehört immer auch der See. Erst Berg und See ergeben eine Einheit, gelten als ein göttliches Paar. Kailash, der Berg der Berge, steht im Brennpunkt von gleich vier großen Religionen. Wie nirgendwo sonst hat die Natur auf wunderbare Weise dafür gesorgt, dass hier uralte religiöse Symbole in greifbare Formen gegossen sind. Der Kailash ist ein naturgegebenes Mandala, denn in seiner Umgebung entspringen vier der größten Flüsse Asiens und fließen in vier verschiedene Himmelsrichtungen hinweg.

Bruno Baumann reiht sich ein in den Strom der Pilger, begegnet den unterschiedlichsten Menschentypen, mit denen er ein Stück des Weges geht. Sadhus -Flechthaarasketen – aus den warmen Tiefländern Indiens und Nepals bewältigen den Pilgerweg barfüßig und nur mit Baumwolltüchern bekleidet. Der Kälte begegnen sie mit einer überkommenen Yogapraxis. Tibetische Pilger, in grobe Schafspelze gehüllt, wandern in ganzen Familien und bereiten Buttertee, um der Austrocknung des Körpers in dieser Höhe entgegenzuwirken. Auch westlichen Pilger begegnet er. Mit der beharrlichen Französin Raphaele, die monatelang allein durch Tibet wanderte, legt er eine Runde um den Berg zurück. Den Amerikaner Robert Thurman nimmt er mit in die Innere Kora, jenen Weg, der in das Innerste des Natur-Mandala führt.

Während der Kailash am westlichen Ende des Himalaya liegt, markiert der Kawa Karpo, der „weiße Kristallberg“ mehr als 2000 Kilometer entfernt, den östlichsten Eckpfeiler des Gebirges. Er ist höher als der Kailash, von atemberaubender Gestalt und ebenso heilig. Sein Gipfel thront über die subtropischen Stromschluchten des Mekong, seine Gletscher sind von dichten Wäldern eingerahmt und von ganzen Gürtel blühender Rhododendren geschmückt. Der Pilgerweg um das Bergmassiv ist länger, auch härter als um den Kailash.

Innerhalb der Spannweite dieser beiden Berggestalten befinden sich – gleich Perlen auf einer Kette gereiht – weitere Bergheiligtümer wie der Lapchi Kang, das Bergparadies von Tibets großem Yogi Milarepa oder der Bönri, der heilige Berg von Tibets schamanisch geprägter vorbuddhistischer Bön-Religion.

Nur einer der Götterberge befindet sich weit abseits des Himalaya, ganz im Nordosten Tibets, inmitten von Nomadenland. Er ragt so imposant aus der umgebenden Grassteppe auf, dass man ihn eine Zeit lang für den höchsten Berg der Welt hielt. Es ist der Amnye Machen, das zentrale Bergheiligtum der Yaknomaden, deren schwarze Zelte aus Yakhaar wie Spinnen in der Landschaft hocken.

Bruno Baumann ist 500 Kilometer von der nächstgelegenen Provinzstadt durch das Nomadenland zum Amnye Machen geradelt: Im Winter, wenn in den Klöstern das größte Fest des Jahres begangen wird, das Maskentanzen der Mönche seinen Höhepunkt erfährt. Im Sommer wenn das Grasland mit ganzen Teppichen aus blühenden Enzianen und Edelweiß überzogen ist, beschreitet er den einwöchigen Rundweg um das Bergmassiv mit Pilgern, die von weither kommen, um im segensreichen Jahr des Pferdes der religiösen Verdienste teilhaftig zu werden.

Die Beweggründe der Pilger sind verschieden. Die einen kommen um ein Gelübde zu erfüllen, andere um einen religiösen Lehrpfad zu begehen. Manche kommen auch mit ganz profanen Wünschen im Gepäck. Sie wünscht sich, dass durch die Pilgerschaft die Geschäfte besser laufen, die Ernte besser ausfällt, der nächste Winter nicht so hart wird.


Referent:
Bruno Baumann
Einlass:
19:00 Uhr
Beginn:
20:00 Uhr
Location:
Neue Tonhalle
Bertholdstraße 7
78050 VS-Villingen

VVK:
18,00 € (ermäßigt: 16,00 €)
AK:
21,00 € (ermäßigt: 18,00 €)